Rede zum Volkstrauertag

Auf Einladung des Schützenvereins Altenhundem hielt unser Fraktionsvorsitzender Gregor Kaiser die Gedenkrede zum diesjährigen Volkstrauertag.

Sehr geehrte Anwesende, wir gedenken heute unserer Verstorbenen, aller Frauen, Männer und Kinder, die wir nur noch in unserer Erinnerung wachhalten. Viele sind eines natürlichen Todes gestorben, doch leider auch immer wieder durch Unfälle, Verbrechen und Millionen durch Krieg.

Der erste und zweite Weltkrieg sind für viele Frauen und Männer aus unserem Land zur Todesfalle geworden. Viele sind rücksichtslos ermordet, viele als Kanonenfutter missbraucht worden, aber viele sind auch mit Freude in den Kampf gezogen und „gefallen“, wie es so euphemistisch umschrieben wird. Seit fast 75 Jahren haben wir nun aber hierzulande und in weiten Teilen Europas eine Zeit ohne kriegerische Auseinandersetzungen, das Primat der Politik, des Gesprächs, der Verhandlung hat die Oberhand gewonnen und behalten. Sich dafür einzusetzen, dass dies so bleibt, ist Auftrag der Toten der Kriege.

Leider sind in weiten Teilen der Welt kriegerische Auseinandersetzungen an der Tagesordnung. Und leider sind auch die humanitären Werte, der sich die EU und Deutschland verschrieben haben, nicht sakrosant – wie wir in den vergangenen Monaten und Jahren an den Grenzen der EU schmerzlich erleben. Menschen sterben dort, auch ihrer sollten wir gedenken! Sie sind aufgebrochen aus ihren Heimatländern aus den unterschiedlichsten Gründen, aber immer auf dem Weg, ein besseres Leben für sich und ihre Kinder zu finden.

Die Lehre der Kriege im 20. Jahrhundert, die Lehre des millionenfachen Tods im Wahnsinn des Ziels einer globalen Herrschaft kann nur sein und sollte auf Dauer bleiben: Wehret den Anfängen –Nie wieder Krieg – denn er führt zu Leid und Elend, zu Hunger und Ausgrenzung. Es bleiben Witwen und Waisen.

Millionen Euro werden jedoch weiterhin jährlich in die Erforschung neuer Waffensysteme und Kriegsgeräte gesteckt, produziert zum Töten und Verwunden. Warum nur? Sollen unsere Nachfahren auch in 50 oder 100 Jahren noch der Toten gedenken müssen, die durch Bomben, Granaten und ABC-Waffen dahingerafft worden sind?

Derzeit stehen wir wieder an einer Schwelle, wo Großmachtsfantasien, „Volkskörper“ und die Ausgrenzung alles anderen wieder gesellschaftsfähig werden. Nicht nur in Deutschland, in vielen Ländern sind diese Autokraten und Nationalisten bereits wieder an der Macht. Es beginnt mit Worten, es kommt zur Kündigung von Verträgen – Atomwaffensperrvertrag, Generationen und Gesellschaftsvertrag – und es folgen Taten, auch hierzulande. Menschen werden beleidigt, bespuckt und umgebracht, weil sie anders glauben, weil sie anders aussehen, weil sie anders lieben, weil sie auch ein gutes Leben wollen. Die sozialen Medien tragen ihren Teil dazu bei, dass die Verrohung in unserer Gesellschaft zunimmt, dass aus Worten Taten werden. Ein Politiker, der laut gerichtlichem Urteil als Faschist bezeichnet werden darf, verdoppelt bei einer Landtagswahl den Stimmenanteil seiner Partei auf fast ein Viertel der Bevölkerung. Faschisten, das zur Erinnerung, waren diejenigen, die für 60 Millionen Tote in Europa verantwortlich waren!

Wehret den Anfängen – in manchen Teilen des Landes sind wir über die Anfänge bereits hinaus! Antifaschisten müssen sich plötzlich rechtfertigen und werden in die linksradikale Ecke gestellt. Dabei ist es doch der Auftrag aus der Geschichte und demokratischer Grundsatz, antifaschistisches Handeln zu praktizieren. Antifaschismus ist, ja man könnte es so nennen, Pflicht eines jeden Demokraten.

Elie Wiesel, Holocaust-Überlebender und Träger des Friedensnobelpreises hat einmal gesagt: „Fürchte dich nicht vor deinen Feinden – im schlimmsten Fall können sie dich töten. Fürchte dich nicht vor deinen Freunden – im schlimmsten Fall können sie dich verraten. Fürchte dich vor den Gleichgültigen. Weder töten sie noch verraten sie aber nur mit ihrer stillschweigenden Zustimmung gibt es auf der Welt Mord und Verrat.“

Wehret den Anfängen – Erinnert euch der Geschichte! Lasst uns unsere Stimmen erheben gegen Gewalt, Missgunst, Verleumdungen, Terror und Gewalt. Lasst uns mit Oscar Romero auf der Seite sein der Entrechteten und Unterdrückten und uns einsetzen für ein Leben Aller in Frieden.

Wir gedenken aller Opfer von Krieg und Gewalt, der Soldaten und Männer, Frauen und Kinder aus unseren Dörfern. Wir gedenken der Opfer der Bürgerkriege, der Kriege, der politischen Verfolgung, der Opfer von Terror und Gewalt der heutigen Tage. Wir gedenken auch der Menschen, die auf der Flucht vor Verfolgung, Krieg oder Hunger ums Leben gekommen sind.

Mögen sie ruhen in Frieden!

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